Fest gemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden!
Frisch, Gesellen, seid zur Hand!

Das Schillerwort von der Glocke, die werden soll,- in der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe gewinnt sie ganz neue Bedeutung.

Hier entstehen Glocken für Kirchen in aller Welt, aber eine ist darunter, die ist etwas ganz Besonderes. Die „ Jahrtausendglocke“ die bei Bachert gegossen wird, ist bestimmt für den Hamburger Michel , die Kirche, die Wahrzeichen der Stadt ist und am Hafen mit ihrem Kirchturm weithin sichtbar die einlaufenden Schiffe grüßt. Kein Hamburger spricht von St. Michaelis. Alle sprechen zärtlich von „unserem Michel“. Die Jahrtausendglocke ist also nicht irgendeine Glocke, sondern auch für die Gießerei Bachert etwas Außergewöhnliches. Doch in einem Punkt irrt Schiller, nämlich dass die Glocke heute fertig werden soll, denn der Prozess zieht sich über Monate hin: erst wird ein Glockenkern aus Lehm und Stroh gebaut, dann eine so genannte falsche Glocke. Zwischen die beiden Formen wird später das Metall gegossen. Der Guss selbst ist eine sehr feierliche Angelegenheit mit Gebeten, Gesängen und Posaunenchor, denn auch das wusste Schiller schon: Der Segen von oben darf bei keinem Glockenguss fehlen. Also wird auch beim Guss der Michel-Glocke der Segen Gottes erbeten.

Ist die Glocke ausgekühlt, wird der Lehm abgeschlagen, und alle bangen, ob der Guss auch wirklich gelungen ist, kriechen in und um die Glocke herum und erst wenn alles abgekratzt und abgeschlagen ist , erstrahlt die Glocke in vollem Glanz. Dann geht sie auf die Reise nach Hamburg und wird dort in einem feierlichen Gottesdienst geweiht.

Wir begleiten die Geburt dieser Glocke und freuen uns sehr darüber , denn das ist auch für uns etwas ganz Besonderes.