(Sonntag, 23.04.2006 um 18:30, zdf-reportage)

Pressetext: Schlange zum Frühstück : Klassenreise nach Schanghai
eine Reportage von Rita Knobel-Ulrich

Der Morgen beginnt total uncool. Schanghai High School, sechs Uhr früh. Fünfzehn Hamburger unter zweitausend chinesischen Schülern, verschlafen, verknautscht und überhaupt nicht gut drauf – jedenfalls nicht zu Frühsport und Fahnenappell aufgelegt. Doch einmal im Jahr fahren Hamburger Schüler auf Klassenreise nach Schanghai. Sie lernen Chinesisch, und sollen nun ausprobieren, wieweit sie mit dem Gelernten kommen. China hat Zukunft, sagt einer der Schüler auf die Frage, warum er ausgerechnet Chinesisch lernt. Die Eltern haben ihre Kinder besorgt umrundet. Sie sind einst ins Landschulheim um die Ecke gefahren und nun soll´s gleich nach Schanghai gehen!

Die Kinder machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube: Die Toiletten (Loch im Boden) sind „nicht bequem“, der Unterricht „einschläfernd “, das Gebrause und Gebrumme rund um die Uhr „voll krass“, Hamburg im Vergleich zu Schanghai ein Dorf.

Das sehen die Chinesen übrigens auch so, die einmal im Jahr zu einem Gegenbesuch kommen und finden, Deutschland sei still, leer, geradezu beschaulich und die auch schnell feststellen: Guten Morgen, Frau Lehrerin, mit tiefer Verbeugung, das läuft hier nicht. Es ist eine vergnügliche, politisch total unkorrekte Betrachtung eines Boomlandes mit den Augen cooler Fünfzehnjähriger.